Schwalben & Co.

  • Rauchschwalben (Hirundo rustica), (c) Markus Gläßel/NABU-naturgucker.de

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, weiß ein bekanntes Sprichwort. Es leitet sich aus der Erfahrung her, dass erste zurückkehrende Schwalben schon Sommererwartungen auslösen können, wenn bei uns noch mit Kälteeinbrüchen gerechnet werden muss. Dass den Vorboten der warmen Jahreszeit immer mehr Artgenossen folgen werden bis das sommerliche Bild unserer Dörfer und Städte von lebhaft rufenden Flugkünstlern geprägt ist – daran bestand eigentlich nie Zweifel. Inzwischen aber scheint es Grund dazu zu geben.

Eine vergleichende Auswertung der jüngsten Zahlen aus der → NABU Stunde der Gartenvögel zeigt einen besorgniserregenden → Rückgang von Mehl- und Rauchschwalbe gemessen an den Meldungen der letzten 10 Jahre auf unserem Meldeportal (Stand: Juli 2024). Helfen Sie uns mit Ihren Beobachtungsmeldungen, die Bestände der Glücksbringer und Sommerboten im Blick zu behalten!

Beobachtungen melden und Verwechslungsarten erkennen

Die Aktionsseite → Schwalben & Co. lässt sie sich mit allen Geräten ganz einfach per Browser aufrufen. Sie finden darauf bebilderte Artporträts der Zielarten unseres Beobachtungsprojekts:

Auch Porträts von den möglichen Verwechslungsarten (Alpensegler und Felsenschwalbe) sind vorhanden. Diese beiden Arten haben in Deutschland keine nennenswerten Brutbestände und sind deshalb nicht Teil des Projekts.

Das integrierte Meldeformular der Aktionsseite ist bebildert und unterstützt Sie ebenfalls dabei, die beobachteten Arten zu erkennen. Darüber hinaus können Sie auf unserem Meldeportal veröffentlichte Beobachtungen von Schwalben und Seglern aufrufen und ansehen.

Weshalb Name und E-Mail-Adresse beim Melden wichtig sind

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb Sie beim Melden Ihrer Beobachtungen Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse angeben müssen. Das hat wichtige Gründe:

  1. Wir sind dazu verpflichtet, die gesetzlichen Vorgaben zur Kennzeichnung Urheberrecht zu befolgen. Das bedeutet, auf unserem Meldeportal dargestellte Beobachtungen, Bilder und Videos müssen mit den Namen der Melder*innen gekennzeichnet werden. Hintergrundinformationen dazu finden Sie in einem → Beitrag zu diesem Thema.
  2. Alle auf unserem Meldeportal veröffentlichten Beobachtungen, Bilder und Videos werden der Forschung und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt. Bei der Auswertung der Daten kann es geschehen, dass sich Rückfragen zu einzelnen Sichtungen ergeben. Dafür ist es wichtig, dass wir Sie per E-Mail erreichen können. Sollen Ihre Daten in einer wissenschaftlichen Publikation zitiert werden, erfolgt dies in der Regel wegen der Urheberrechtsvorgaben mit Namen; siehe dazu auch Punkt 1.

Grundsätzlich behandelt NABU|naturgucker Ihre personenbezogenen Daten so, dass die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union erfüllt sind. Hier finden Sie unsere → Datenschutzerklärung.

Tipps zur Technik

Am besten lässt sich die Aktionsseite im Browser Chrome bedienen. In anderen Browsern kann es zu längeren Ladezeiten etc. kommen. Nach einiger Zeit (meist ca. 15 Minuten) der Nichtbenutzung wird die Serversitzung automatisch beendet. Um die Aktionsseite weiter verwenden zu können, laden Sie sie einfach noch einmal neu.

Wenn Sie möchten, dass Ihre aktuelle Position vom Smartphone automatisch ins Meldeformular übernommen werden kann, geben Sie dies bitte frei. Gegebenenfalls müssen Sie dazu die Datenschutzeinstellungen bzw. die Freigabe der Ortungsdienste an Ihrem Gerät bearbeiten. Auf dem iPhone ist es erforderlich, im Browser die Ortungsdienste freizugeben und in den Ortungsdiensten wiederum den Browser.

Falls Sie Hilfe bei der Bedienung der Aktionsseite benötigen, besuchen Sie bitte unsere → Hilfeseiten.

Projektzeitraum

Erste Rauchschwalben kehren tendenziell etwas früher zurück als Mehlschwalben: Sie sind häufig schon im März zu sichten. Die Hauptankunftszeit der Mehlschwalben beginnt Mitte April. Der herbstliche Aufbruch von Schwalben und Seglern in die Winterquartiere findet zwischen Ende August und Mitte Oktober statt. Allerdings hängen ihre Zugzeiten auch von der aktuellen Wetterlage ab, sodass sie von Jahr zu Jahr ein wenig variieren. Entsprechend der Hauptzugzeit liegt der Beobachtungszeitraum unseres Projekts zwischen März und Oktober.

Im Zuge des Klimawandels zeigt sich bei Vögeln allgemein eine Tendenz zur früheren Rückkehr in die Brutgebiete und zum späteren Aufbruch in die Winterquartiere. Es ist also durchaus sinnvoll, die Augen auch außerhalb des Projektzeitraums für unerwartete Sichtungen offen zu halten.

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Flugkünstler im Fokus

Die vier Zielarten unseres Beobachtungsprojekts haben eines auf den ersten Blick gemeinsam: Ihre wunderbaren Flugkünste. Zu den wendigen und schnellen Manövern in der Luft werden sie alle durch einen schlanken, stromlinienförmigen Körperbau befähigt, der ihnen ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Der Mauersegler ist dabei mit den Schwalbenarten gar nicht verwandt. Allein seine ähnliche Lebensweise hat zur Entwicklung ähnlicher Merkmale geführt.

Ernährung

Schwalben und Segler ernähren sich vom sogenannten „Luftplankton“, also von Fluginsekten, die sie aus dem Luftstrom fangen. Für diese Jagd in den Lüften benötigen sie ihre wendigen Flugkünste.

Viele Menschen kennen vielleicht noch die Bauernregel, der zufolge tief fliegende Schwalben schlechtes Wetter ankündigen und hoch fliegende Schwalben gutes Wetter. Tatsächlich ist es so, dass Fluginsekten sich aufgrund des Luftdrucks in geringerer Höhe aufhalten, wenn das Wetter von einem Tiefdruckgebiet bestimmt ist. Daher jagen auch Schwalben bei einem solchen „schlechten“ Wetter in geringerer Höhe. Bei Hochdrucklagen, also „gutem“ Wetter, nutzen sie wiederum die aufsteigenden warmen Luftmassen, um sich selbst in größere Höhen tragen zu lassen. Die Bauernweisheit beruht also auf gut beobachteten Zusammenhängen.

Da es Schwalben hauptsächlich auf Insekten abgesehen haben, die wir Menschen als lästig ansehen, gelten sie in der Landwirtschaft durchaus als Nützlinge: Sie sorgen dafür, dass Mensch und Tier weniger von Mücken und Fliegen geplagt werden und sie dämmen die Schädigung von Pflanzen durch Blattläuse ein. Vielleicht wurden sie auch deshalb schon immer als Glücksbringer betrachtet und waren an Haus und Stall gern gesehene Mitbewohner. Doch moderne Wirtschafts- und Bauweisen lassen den Kulturfolgern heutzutage nur noch wenig Raum.

Nestbau und Brut

Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Mauersegler haben sich im Laufe ihrer Entwicklung umgestellt vom Brüten an Felsenwänden auf das Brüten an Gebäuden, die dafür ähnliche Bedingungen bieten. Nur die Uferschwalbe ist für die Anlage ihrer Brutröhren nach wie vor auf lehmige oder festsandige Steilufer und Abbruchkanten angewiesen. Dafür geeignete ausgewaschene Flussufer gibt es nicht mehr viele. Wo es sich anbietet, weicht die Uferschwalbe auf Lehm- und Kiesgruben aus.

Mehl- und Rauchschwalbe bauen an unseren Hauswänden oder in unseren Ställen Nester aus Lehm, wo sie nach der Rückkehr aus ihren afrikanischen Winterquartieren die Brutsaison beginnen. Die Hauptankunftszeit der Mehlschwalben liegt zwischen Anfang April und Mitte Mai. Erste Rauchschwalben kann man häufig schon im März sichten.

Gern kehren Brutpaare zu ihren angestammten Nestern zurück. Das erspart ihnen den Aufwand des Neubaus. Immerhin handelt es sich um kunstvolle Gebilde, deren Baumaterial zunächst an schlammigen Ufern oder lehmigen Pfützen gefunden und herangeschafft werden muss. Ausbesserungsarbeiten stehen zu Beginn jeder Brutsaison auf jeden Fall an.

Mehlschwalben bauen halbkugelförmige Nester mit einem kleinen Einflugloch bevorzugt an rauh verputzen Hauswänden unter schützenden Dachvorsprüngen. Sie brüten ein- bis zweimal im Jahr, selten auch dreimal. Das Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern.

Rauchschwalben bevorzugen als Niststandorte das Innere von Ställen, Scheunen, offenen Schuppen, Garagen oder Carports. Ihre Lehmnester sind schalenförmig ohne Einflugloch und nach oben offen. Hier ziehen sie ein- bis dreimal pro Saison jeweils drei bis sechs Junge groß.

Auch Mauersegler nutzen für die Brut Gebäudestrukturen. Sie bauen allerdings keine Lehmkonstruktionen, sondern richten sich in vorhandenen, hochgelegenen Hohlräumen mit einem recht spärlichen Nest ein. Da Neubauten häufig keine Hohlräume mehr bieten, findet man sie eher in Stadtteilen mit Altbaubestand. Der Mauersegler zieht nur einmal im Jahr zwei bis drei Junge auf.

Sind die Jungen flügge und selbstständig, dann machen sich nach und nach alle vier Zielarten zwischen Ende August und Ende September auf die Reise in die afrikanischen Winterquartiere, um im nächsten Frühjahr zurückzukehren.

Schwalben im Sturzflug

Im Mai 2024 fand zum 20. Mal die NABU-Aktion „Stunde der Gartenvögel“ statt. Einige Arten überraschten mit guten Ergebnissen, doch die Sichtungen von Mehl- und Rauchschwalben stürzten geradezu ab.

Dass dies nicht nur eine Momentaufnahme, sondern leider ein langfristiger Trend ist, zeigt der Blick von NABU-Ornithologen auf die Ergebnisse der Aktion über die vergangenen 20 Jahre. Auf der → Ergebnisseite zur „Stunde der Gartenvögel“ heißt es: „Die starken Rückgänge bei den insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie von fehlenden Nistmöglichkeiten sein.

Eine vergleichende Analyse der diesjährigen Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“ mit den Schwalben-Meldungen der letzten 10 Jahre auf dem Meldeportal bestätigt ebenfalls erschreckende Verluste: → Verlust der Mehlschwalben (dwcdn.net).

Die ehemals als Glücksbringer geschätzten Kulturfolger werden heutzutage aus verschiedenen Gründen abgehängt.

Zum einen entzieht ihnen der dramatische Rückgang von Fluginsekten im Zuge der Intensivierung unserer Landwirtschaft ihre Nahrungsgrundlage.

Zum anderen wird es für die Lehmbaukünstler immer schwerer, ihre Nester zu bauen. Das Zubetonieren von Flächen, Einfahrten und Wegen lässt lehmige Pfützen verschwinden. In der Folge finden Schwalben kein Baumaterial für ihre Nester. Doch selbst, wenn sie Lehm finden, steht ihnen vielleicht kein Bauplatz zur Verfügung: Bauern sehen sich durch moderne Hygieneanforderungen dazu aufgefordert, Rauchschwalben ihre Ställe zu verschließen. In Städten verschwinden viele Nester durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden. Manche Hausbesitzer*innen beseitigen sie sogar bewusst, weil sie Verschmutzungen fürchten. Dabei stellen Schwalben und ihre Nester in keinem Fall eine Gefahr für unsere Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dar. Ihre Nester zu beseitigen oder zu beschädigen ist sogar nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten.

Hier braucht es Aufklärungsarbeit und Hilfestellungen, die Hausbesitzer*innen Wege zu einer friedlichen Koexistenz aufzeigen.

Der NABU hat sich dieses Themas angenommen. Im → Leitfaden Schwalbenschutz finden Sie Tipps dazu, wie Sie Schwalben beim Nisten unter die Flügel greifen können. Außerdem gibt es Hinweise zum Gespräch mit Menschen, die sich von Schwalbennestern gestört fühlen.

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