Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana)

  • Macht gern Hausbesuche: die Nosferatu-Spinne, (c) Michael Palmen/NABU-naturgucker.de
    Macht gern Hausbesuche: die Nosferatu-Spinne, (c) Michael Palmen/NABU-naturgucker.de

Die im Herbst 2022 angelaufene bundesweite Mitmachaktion zur Nosferatu-Spinne ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie hilfreich die durch interessierte Menschen zusammengetragenen Daten für die Wissenschaft sein können. Indem sie ihre Spinnenbeobachtungen – größtenteils ganz unkompliziert per Web-App – auf NABU-naturgucker.de gemeldet haben, leisteten viele Tausend Menschen einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der sich erst seit relativ kurzer Zeit in Deutschland ausbreitenden Spinnenart. NABU|naturgucker hat einen großen Teil der Daten ausgewertet und die neuen Erkenntnisse in einem internationalen Fachmagazin publiziert. Einige aus dieser Studie Ergebnisse finden Sie in unserem → Beitrag über das Forschungsprojekt.

Doch die Erforschung der Ausbreitung der Nosferatu-Spinne in Deutschland und ihrer Lebensgewohnheiten ist längst nicht abgeschlossen. Es gibt noch viele spannende Details zu ergründen.

Spinnenmeldungen weiterhin erwünscht

Sie können nach wie vor Meldungen von Beobachtungen der Nosferatu-Spinne, am besten inklusive Fotos, auf NABU-naturgucker.de einreichen. Helfen Sie mit, das Wissen über diese Spinnenart und ihr Leben in Deutschland noch weiter zu vergrößern! Einige Aspekte aus dem Leben der Nosferatu-Spinne in Deutschland sind bisher kaum bekannt oder erforscht. → Weiter unten finden Sie Informationen dazu, welche Beobachtungen und Fotos bzw. Videos von besonderem Interesse sind.

Um Ihre Beobachtungen zu melden, können Sie einfach unsere Web-App verwenden. Sie muss nicht installiert werden, sondern funktioniert per Browser auf allen Geräten vom Smartphone über das Tablet bis zum Windows-PC und Mac.

Spinne aus dem Süden

2005 wurde die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) erstmals in Deutschland entdeckt, die Erstsichtung stammt aus Baden-Württemberg.

Als wärmeliebende Art profitiert sie von warmen Sommermonaten und milden Wintern. Während sie im Mittelmeerraum beispielsweise Pinienwälder bewohnt, hat sie hierzulande ein Faible für menschliche Behausungen. Sie wurde bisher hauptsächlich im Siedlungsbereich in Gebäuden sowie in deren unmittelbarer Nähe gefunden. In der Fachwelt wird dies als synanthrope Lebensweise bezeichnet.

Weibchen erreichen eine Körpergröße von 10–19 mm, Männchen sind mit meist 10–13 mm Länge tendenziell ein wenig kleiner. Hiermit ist die Kopf-Rumpf-Länge gemeint, die Spannweite der Beine ist mit bis zu 5 cm sehr viel größer. Ihren Namen hat die Nosferatu-Spinne von der charakteristischen Zeichnung auf ihrem Rücken, die mit einiger Fantasie an die Filmfigur Nosferatu, einen Vampir, erinnert.

Mit ein wenig Fantasie ist das Nosferatu-Gesicht auf dieser Spinne zu erkennen, (c) Dietmar Welte/NABU-naturgucker.de
Mit ein wenig Fantasie ist das Nosferatu-Gesicht auf dieser Spinne zu erkennen, (c) Dietmar Welte/NABU-naturgucker.de

Meist hat sie eine gelbliche bis manchmal ins Graue gehende Grundfarbe. Deren Variabilität hat NABU|naturgucker anhand der zahlreichen eingereichten Fotos untersucht. Dunkel geringelt sind die Beine der Nosferatu-Spinne. Mit Hafthaaren an ihren Füßen kann sie sich auch auf glatten Oberflächen mühelos bewegen.

Fühlt sie sich bedroht, richtet sie sich auf und spreizt die Kieferklauen. Sie kann beißen und dabei die Haut des Menschen durchdringen. Je nach allergischer Empfindlichkeit ähneln die Bissfolgen einem Mückenstich bis hin zu einem Bienenstich.

Im Unterschied zu vielen anderen im Umfeld des Menschen lebenden Spinnenarten bauen Nosferatu-Spinnen keine Netze. Sie stellen ihrer Beute nach, indem sie umherlaufen und sie durch blitzschnelles Zupacken überwältigen. Spinnenseide können die Nosferatu-Spinnen aber trotzdem herstellen. Die Weibchen benötigen sie, um die zarten weißen Kokons als Schutz für ihre 20 bis 50 Eier zu errichten. Sie bleiben bei ihren Kokons und bewachen auch die nach einigen Wochen schlüpfenden Jungtiere noch eine Weile.

Beobachten lassen sich diese Spinnen in Deutschland ganzjährig. Im Herbst haben sie ihre Haupt-Paarungszeit. Nach 5–7 Monaten ist die nächste Generation der Nosferatu-Spinne erwachsen. In Gefangenschaft werden diese Achtbeiner durchschnittlich ein Jahr alt, Weibchen sogar bis zu 1,5 Jahre.

Einige offene Forschungsfragen

Die in Deutschland lebenden Nosferatu-Spinnen haben noch etliche Geheimnisse. Sie können dabei mitmachen, sie zu erforschen. Folgende Aspekte sind von besonderem Interesse:

  • Wie läuft die Paarung ab? Kommen die Männchen mit heiler Haut davon oder werden sie nach der Begattung meist von den Weibchen gefressen? – Fertigen Sie Fotoreihen oder Videos von Paarungen an.
  • Wie lange dauert es vom Bau des Eikokons und der Eiablage, bis die Jungspinnen schlüpfen? – Am besten dokumentieren Sie solche Funde, indem Sie am besten täglich oder alle zwei Tage mindestens ein Foto anfertigen.
  • Wie viele Jungtiere überleben pro Eikokon? – Vielleicht haben Sie ja Glück und erleben es mit, wie die Jungspinnen das Nest verlassen. Wenn Sie sie fotografieren oder filmen, ist später eine Zählung möglich.
  • Leben die Nosferatu-Spinnen in Deutschland auch außerhalb des Siedlungsraums und somit nicht in unmittelbarer Nähe des Menschen? Falls ja, welche Lebensräume bewohnen Sie? – Halten Sie draußen Ausschau nach den Tieren und dokumentieren Sie Ihre Funde mit Bildern oder Videos, wobei Sie auch Aufnahmen der Lebensräume anfertigen sollten. In ihrer mediterranen Heimat bewohnen Nosferatu-Spinnen übrigens zum Beispiel Pinienwälder, wo sie sich tagsüber gern unter loser Borke oder Steinen verstecken.
  • Pflanzen sich die Spinnen außerhalb des Siedlungsraums erfolgreich fort oder versuchen Sie es zumindest? – Dokumentieren Sie bitte mit Fotos Funde von Eikokons mit weiblichen Nosferatu-Spinnen, gern auch in Fotoreihen über einen längeren Zeitraum.
  • Konnte sich die Nosferatu-Spinne bereits in Mecklenburg-Vorpommern etablieren und pflanzt sie sich dort vielleicht sogar fort? Bisher liegen uns nur Hinweise auf vereinzelte verschleppte Exemplare vor. – Halten Sie gern in Mecklenburg-Vorpommern Ausschau nach dieser Spinnenart und dokumentieren Sie Ihre Sichtungen.
  • War eine Nosferatu-Spinne unbemerkt mit Ihnen auf Reisen? Haben Sie sie vielleicht unbemerkt im Gepäck oder im Auto innerhalb Deutschlands transportiert? Dann teilen Sie uns dieses Erlebnis bitte gern per E-Mail mit. Schreiben Sie an info@NABU-naturgucker.de. Fotos und/oder Videos der Tiere, um die es geht, sind natürlich sehr willkommen.
  • Welche Tiere haben es auf Nosferatu-Spinnen als Beute abgesehen? – Dokumentieren Sie entsprechende Beobachtungen gern per Foto und Video. Auch dann, wenn Sie die Fressfeinde selbst nicht bestimmen können, ist vielleicht anhand der auf NABU-naturgucker.de hochgeladenen Fotos/Videos eine Bestimmung durch jemanden aus der Aktivengemeinschaft möglich!
  • Welche Tiere erbeutet die Nosferatu-Spinne? Fotos und Videos dazu sind sehr willkommen.

Bitte laden Sie alle Beobachtungsdaten, Fotos und Videos auf NABU-naturgucker.de hoch. Damit helfen Sie dabei, das Wissen über die hierzulande lebenden Nosferatu-Spinnen weiter zu vergrößern.

Wann Sie bei der Meldeaktion mitmachen können

Weil die Nosferatu-Spinne in Deutschland ganzjährig anzutreffen ist, findet unser Beobachtungsprojekt von Januar bis Dezember statt.

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Tipp: Falls Sie Ihre Sichtungen auf NABU-naturgucker.de melden möchten, vermerken Sie bitte, ob Sie erwachsene Tiere, Jungspinnen oder vielleicht sogar einen Kokon beobachten konnten, siehe auch Infos zu besonders → interessanten Forschungsfragen.

Falls Sie das Geschlecht der Tiere bestimmen können, ist diese Angabe ebenso erwünscht. Fotos oder Videos, die Sie gemeinsam mit Ihren Beobachtungsdaten hochladen, machen die Daten für die Wissenschaft noch wertvoller. Videos können Sie allerdings nicht mit der Web-App hochladen, sondern nur auf der → Desktop-Seite von NABU-naturgucker.de.

Vom Medienstar mit Gruselfaktor zur Spinne von nebenan

Nosferatu-Spinne, (c) Michael Dammert/NABU-naturgucker.de
Nosferatu-Spinne, (c) Michael Dammert/NABU-naturgucker.de

Im August 2022 war die ursprünglich aus Südeuropa stammende Nosferatu-Spinne in vielen Medien ein großes Thema. Eine giftige Spinne, die den Menschen beißen kann – vor allem die Boulevardpresse berichtete in großem Stil über den vermeintlich gefährlichen achtbeinigen tierischen Neubürger. Dieser Medienrummel war für NABU|naturgucker der Anfang einer noch nie dagewesenen Erfolgsgeschichte.

Seinerzeit war lediglich bekannt, dass sich die Individuen dieser Spinnenart vor allem im Südwesten Deutschlands entlang des Rheins sowie in Teilen des Ruhrgebiets ausgebreitet zu haben schienen. Aus einigen anderen Regionen des Landes lagen auf NABU-naturgucker.de lediglich vereinzelte Fundmeldungen vor. Der → NABU Baden-Württemberg erkannte die große Chance des Medienrummels um die Spinnenart und regte an, eine Meldeaktion ins Leben zu rufen, um so mehr über die tatsächliche aktuelle Verbreitung der Nosferatu-Spinne in Deutschland zu erfahren. NABU|naturgucker stellte eine → Web-App zum unkomplizierten Melden der Spinnensichtungen bereit und am 30. August 2022 veröffentlichte der NABU Baden-Württemberg eine Pressemitteilung dazu.

Sofort griffen zahlreiche Publikumsmedien, darunter reichweitenstarke Titel wie BILD, Stern, ZEIT, Welt und Focus, griffen das Thema auf. Besonders erfreulich daran war, dass sich ein merklicher Wandel in der Darstellung des Themas vollzog: War bis dahin der Gruselfaktor der Nosferatu-Spinne in den Vordergrund gestellt worden, wurde die Berichterstattung zusehends sachlicher. Manche Medien stellten gar die faszinierende Lebensweise der Spinnen in den Vordergrund und zitierten dabei beispielsweise Expert*innen des NABU.

Bereits am 31. August 2022 war auf NABU-naturgucker.de ein rasanter Anstieg der gemeldeten Sichtungen und veröffentlichten Fotos der Nosferatu-Spinne zu verzeichnen. Bis zum Ende des Jahres 2022 waren mehr als 25 000 neue Beobachtungen gemeldet worden; rund 20 000 Menschen haben sich binnen weniger Wochen an der Aktion beteiligt.

Weil so viele Menschen ihre Beobachtungsmeldungen durch Fotos belegt haben, konnte ein großer Teil der Daten wissenschaftlich ausgewertet werden. Mehr Informationen dazu finden Sie → hier.