Stadtinsekten

  • Ein Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) besucht Lavendelblüten (Lavandula sp.) auf einem Balkon, (c) Jürgen Rieke/NABU-naturgucker.de
    Ein Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) besucht Lavendelblüten (Lavandula sp.) auf einem Balkon, (c) Jürgen Rieke/NABU-naturgucker.de

Insekten spielen eine entscheidende Rolle in verschiedenen Ökosystemen und erfüllen eine Vielzahl wichtiger Funktionen. Dass sie (nicht nur) in Deutschland zusehends schwinden, belegt unter anderem die im Jahr 2017 veröffentlichte Studie1 des Krefelder Entomologischen Vereins. Sie befasste sich mit dem Rückgang der Insekten-Biomasse in deutschen Naturschutzgebieten. Erfahrungen vieler Naturbeobachtender weisen darauf hin, dass auch außerhalb geschützter Gebiete Insekten vielerorts zusehends seltener werden.

Wo der Rückgang besonders stark ist und weshalb die Tiere verschwinden, sind Fragen, an deren Klärung gearbeitet wird. Sicher sagen lässt sich bereits, dass es nicht nur einen Auslöser für den Insektenschwund gibt, sondern ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren wie Zerstörung der Lebensräume und Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärktem Pestizideinsatz dazu beiträgt. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Auswirkungen des Wetters und damit des Klimawandels, wie eine 2023 veröffentlichte Untersuchung2 bestätigt.

Insekten zieht es in die Städte

In den vergangenen Jahren sind urbane Lebensräume für zahlreiche Insekten zu einer Zuflucht geworden. Wie gut sie dort zurechtkommen, hängt allerdings maßgeblich davon ab, wie der Mensch diese Lebensräume gestaltet. Schottervorgärten, oft auch → Gärten des Grauens genannt, sind für die meisten Insekten nicht bewohnbar.

Glücklicherweise gibt es viele Menschen, denen das nicht gefällt und die dem Insektenschwund nicht nur tatenlos zusehen möchten. Vielmehr möchten sie aktiv an der Verbesserung der Situation mitwirken. Interessierten bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Falls Sie einen Balkon oder Garten insektenfreundlich gestalten möchten, setzen Sie am besten überall konsequent auf heimische Wildpflanzen. Diese bieten den hierzulande vorkommenden Insekten Nahrung und Lebensraum, was für viele exotische Gewächse leider nicht gilt. Daneben gibt es etliche weitere Maßnahmen, die in einem naturnah gestalteten Garten oder sogar auf einem Balkon oder Flachdach ergriffen werden können und die den Insekten zugutekommen.

Stadtinsekten unterstützen durch Beobachten und Dokumentieren

Außerdem können Sie dabei helfen, Informationen über das aktuelle Vorkommen der Insektenarten und ihre Beziehungen zu Pflanzen in Ihrer Gegend zusammenzutragen. Das Citizen-Science-Projekt Stadtinsekten, hinter dem → NaturGarten e.V. und NABU|naturgucker als Partner stehen, bietet Ihnen eine unkomplizierte Möglichkeit zum Melden all Ihrer Sichtungen: Sie können sämtliche Insekten und von diesen Tieren besuchten Pflanzen, die Sie auf einem Balkon, im Garten, im öffentlichen Grün oder auf einem Gründach gesehen und fotografiert haben, auf NABU-naturgucker.de melden.

Logo Stadtinsekten

Es ist geplant, die Daten später auszuwerten. Spannende Fragestellungen gibt es zuhauf, wie zum Beispiel ein → Fachvortrag von Alexander Wirth von NABU|naturgucker zeigt. Sicher lässt sich bereits jetzt sagen: Je mehr über die Insektenbestände und über die von ihnen besuchten Pflanzen bekannt ist, desto mehr profitieren Naturschutz und Forschung von diesen Daten. Mit Ihren Sichtungsmeldungen können Sie aktiv dazu beitragen, einen aussagekräftigen Datenbestand aufzubauen.

Für Sie ist das Beobachten der Pflanzen und vor allem der Sechsbeiner gleichzeitig ein Gewinn. Denn lässt man sich auf eine intensive Beschäftigung mit der Natur ein, offenbaren sich ihre erstaunliche Vielfalt sowie interessante Vernetzungen der Arten untereinander. Hinzu kommen faszinierende Einblicke in das Leben und Verhalten der Insekten. Wussten Sie zum Beispiel, dass Hummeln ein Bein heben, um zu signalisieren, dass sie sich bedroht fühlen? Oder dass einige Schmetterlingsraupen sich aufrichten und durch das Vorgaukeln von Größe potenzielle Feinde abzuschrecken versuchen? Das und mehr können Sie vielleicht demnächst live erleben, wenn Sie sich an unserem Mitmachprojekt beteiligen.

Sichtungen beim Beobachtungsprojekt melden

Startseite der Web-App Stadtinsekten

Ihre Sichtungen können Sie ganz infach mit unserer kostenlosen Web-App → Stadtinsekten melden. Verwenden lässt sie sich entweder per Smartphone, Tablet, Laptop oder Desktop-Computer. Sie muss nicht auf Ihrem Gerät installiert werden.

Unsere Web-App ermöglicht es Ihnen, die Beobachtungen inklusive Fotos einzugeben, Beobachtungen anderer Teilnehmender anzusehen und Insekten anhand von Fotos mittels einer Erkennungshilfe zu bestimmen. Um diese Funktionen nutzen zu können, ist eine bestehende Internetverbindung erforderlich. Ergänzend finden Sie in der Web-App rund 500 bebilderte Artporträts von Stadtinsekten, die jede Menge spannender Details aus dem Leben der Tiere vermitteln und mit denen Sie Ihre Artenkenntnisse auf- und ausbauen können.

Gern können Sie neben aktuellen Funden auch ältere Sichtungen auf NABU-naturgucker.de melden. Dadurch tragen Sie dazu bei, dass wir die Netzwerke von Fauna und Flora sichtbarer machen. Nur so lässt sich in Erfahrung bringen, wie sich effektiver Artenschutz im Siedlungsraum betreiben lässt.

Tipps zur Technik

Am besten läuft die Web-App im Browser Chrome. In anderen Browsern kann es zu längeren Ladezeiten etc. kommen. Nach einiger Zeit (meist ca. 15 Minuten) der Nichtbenutzung wird die Serversitzung automatisch beendet. Um die Web-App weiter verwenden zu können, laden Sie sie noch einmal neu.

Falls Sie Hilfe bei der Bedienung der Web-App benötigen, besuchen Sie bitte unsere → Hilfeseiten.

Projektlaufzeit

Das Beobachtungsprojekt Stadtinsekten findet ganzjährig statt. Die besten Chancen auf Beobachtungen von Insekten bieten sich meist ab Februar oder März bis in den Oktober bzw. November. Im Dezember und Januar sind nur sehr wenige Insekten aktiv, doch selbst im Winter kann es vorkommen, dass Ihnen vereinzelt Tiere aus dieser Organismengruppe begegnen.

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Weshalb Name und E-Mail-Adresse beim Melden wichtig sind

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb Sie beim Melden Ihrer Beobachtungen mithilfe unserer Web-App Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse angeben müssen. Das hat wichtige Gründe:

  1. Wir sind dazu verpflichtet, die gesetzlichen Vorgaben zur Kennzeichnung Urheberrecht zu befolgen. Das bedeutet, auf unserer Webseite dargestellte Beobachtungen und Bilder müssen mit den Namen der Melder*innen gekennzeichnet werden. Hintergrundinformationen dazu finden Sie in einem → Beitrag zu diesem Thema.
  2. Alle mithilfe der Web-App gemeldeten und auf NABU-naturgucker.de veröffentlichten Beobachtungen und Bilder werden der Forschung und dem Naturschutz zur Verfügung gestellt. Bei der Auswertung der Daten kann es geschehen, dass sich Rückfragen zu einzelnen Sichtungen ergeben. Dafür ist es wichtig, dass wir Sie per E-Mail erreichen können. Sollen Ihre Daten in einer wissenschaftlichen Publikation zitiert werden, erfolgt dies in der Regel wegen der Urheberrechtsvorgaben mit Namen; siehe dazu auch Punkt 1.

Grundsätzlich behandelt NABU-naturgucker.de Ihre personenbezogenen Daten so, dass die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union erfüllt sind. Hier finden Sie unsere → Datenschutzerklärung.

Presseinformation und -bilder

Sie möchten über unser Projekt Stadtinsekten berichten? In unserer → Pressemitteilung vom 18. April 2024 erfahren Sie mehr. Für Ihre Berichterstattung stellen wir Ihnen gern folgende Motive kostenlos zur Verfügung. Durch Anklicken gelangen Sie zur Download-Version der jeweiligen Datei. Bitte beachten Sie die individuellen Hinweise zu den Nutzungsrechten an den einzelnen Motiven.

Fliegt schon sehr früh im Jahr: der Admiral, © Hermann Klee/NABU-naturgucker.de

Fliegt schon sehr früh im Jahr: der Admiral
(c) Hermann Klee/NABU-naturgucker.de; Lizenz: → CC BY-SA 4.0 DEED (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International)

Prächtiger Blütengast: eine Blaue Holzbiene, © Jens Winter/NABU-naturgucker.de

Prächtiger Blütengast: eine Blaue Holzbiene
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de; Lizenz: → CC BY-SA 4.0 DEED (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International)

In manchen Gartenteichen zu finden: der Gemeine Furchenschwimmer, © Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de

In manchen Gartenteichen zu finden: der Gemeine Furchenschwimmer
(c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de; Lizenz: → CC BY-SA 4.0 DEED (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International)

Logo NABU|naturgucker

Logo NaturGarten e.V.

Logo NaturGarten e.V.

Logoleiste Projekt Stadtinsekten
  1. Hallmann et al. (2017): More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLoS ONE 12. DOI: → 10.1371/journal.pone.0185809 ↩︎
  2. Müller et al. (2023): Weather explains the decline and rise of insect biomass over 34 years. nature. DOI: → 10.1038/s41586-023-06402-z ↩︎